Was passiert, wenn wir träumen?

Während du schläfst, geschieht eine ganze Menge in deinem Körper. Wusstest du zum Beispiel, dass du jede Nacht etwa vier bis fünf Träume hast? Wahrscheinlich kannst du dich, wenn du morgens aufwachst, nur noch an die wenigsten erinnern. Die neurophysiologische Traumforschung geht schon seit Ende des 19. Jahrhunderts der Frage nach, was eigentlich passiert, wenn wir träumen. Unter anderem Hirnstrommessungen ermöglichen es der Wissenschaft, den Prozessen hinter dem Phänomen auf die Spur zu kommen. Einige der zentralen Erkenntnisse, erfährst du hier.

Schlafphasen

Inzwischen wissen wir, dass wir mehrere Phasen durchlaufen, während wir schlafen. Ein Schlafzyklus dauert etwa 90 bis 110 Minuten und wiederholt sich anschließend. Unsere Schlafphasen unterscheidet man in sogenannte REM und Non-REM Phasen. REM steht hierbei für Rapid Eye Movement und beschreibt die sehr schnellen Augenbewegungen, die wir, während wir schlafen, trotz geschlossener Augen durchführen. Auf mehrere Non-REM Phasen, das heißt Phasen, in denen wir unsere Augen nicht bewegen, folgt als Abschluss eines Schlafzyklus eine REM-Schlafphase – und in dieser Phase träumen wir intensiv. Dabei wird der Botenstoff Acetylcholin vermehrt im Gehirn ausgeschüttet. Dieser Stoff und seine Rezeptoren scheinen eine wichtige Rolle für die Regulierung des Traumschlafs zu spielen.

Aktive Hirnregionen

Während wir träumen, sind viele Regionen unseres Gehirns aktiv. Der Kortex ist beispielsweise für den Inhalt unserer Träume verantwortlich, das heißt dafür, dass du in deinem Traum vor Monstern fliehst, anderen Menschen begegnest oder wie ein Vogel fliegst. Für Emotionen im Wach- und Traumzustand ist das limbische System im Mittelhirn zuständig. Teil hiervon ist die Amygdala, die vor allem mit Angst assoziiert wird und besonders aktiv ist, während wir träumen.

Dass wir Träume vor allem bildlich wahrnehmen, erklärt sich dadurch, dass unser Gehirn, während wir träumen, visuelle Signale wie im Wachzustand erhält. Das liegt daran, dass die für das Sehen zuständige Großhirnrinde in beiden Stadien ähnlich aktiv ist. Hirnregionen, die uns im Wachzustand schmecken, riechen oder Schmerz empfinden lassen, sind hingegen kaum aktiv. Auch der Frontallappen ist während unserer Traumphasen inaktiv. Im Wachzustand spielt er unter anderem beim logischen Denken und für das Kurzzeitgedächtnis eine Rolle. Seine Inaktivität könnte daher erklären, warum wir uns so oft bereits kurz nach dem Aufwachen nicht mehr an unsere Träume erinnern können und warum die Handlungen in unseren Träumen oft sehr unrealistisch sind.

Funktion und Bedeutung von Träumen

Aber warum träumen wir? Und welche Funktionen und Bedeutungen sind unseren Träumen zuzuschreiben? Anders als über die Abläufe in Körper und Gehirn herrscht zu diesen Fragen in der Forschung noch Uneinigkeit. Während einige Forscherinnen und Forscher Träume als zufällige und funktionslose Folgen neuronaler Informationsverarbeitung ansehen, gehen andere von einer Problemlöse- oder Lernfunktion aus oder vermuten die Verarbeitung von Emotionen im Traum. Auch ein Zusammenhang zwischen Träumen und kreativen Prozessen wird vermutet, genauso wie eine Vorbereitung auf reale Situationen im REM-Schlaf. Was auch immer es ist – ein erholsamer Schlaf ist für unsere Gesundheit essenziell und unterstützt unser Wachleben in vielfältiger Weise.